In meiner Köln Zeit habe ich unglaublich viele Menschen kennengelernt. Vor allem auch durch Instagram. Wie ihr vielleicht wisst, habe ich erst in Köln wirklich mit Instagram angefangen. Wie es genau dazu gekommen ist, könnt ihr hier nachlesen.
Shootings haben mir einfach von Anfang an Spaß gemacht. Sie haben wirklich einige Vorteile, vor allem, wenn man, wie ich, besonders aktiv auf Instagram ist.
Bis zu jenem Zeitpunkt hatte ich schon einige Shootings hinter mir und habe dadurch auch schon ein paar Fotografen kennengelernt. Eigentlich nur Hobbyfotografen, aber das macht ja kaum einen Unterschied für mich, wenn man bedenkt, aus welchem Grund ich shooten möchte- denke ich. Meine allgemeine Einstellung zu dieser Berufsgruppe war sehr gespalten. Ich war überzeugt, dass Fotografen einfach zu einem komischen Völkchen gehören. Bisher hatte einfach jeder seine eigene, seltsame Art; irgendetwas, das ich seltsam fand.
Und dann lernte ich M. kennen. Ich weiß schon gar nicht mehr genau, wie.
Ich weiß nur, dass wir uns zum Shooting verabredeten und ich mich total drauf freute, weil seine Bilder einfach hammer waren! Ich habe mir absolut nichts dabei gedacht, habe mehrere Outfits eingepackt und bin los. Zum damaligen Zeitpunkt waren wir beide in einer langjährigen Beziehung. Abgesehen davon, kam es für mich nie in Frage, Business mit Liebe oder Intimität oder wie auch immer man es nennen mag, zu mischen.
Als ich M. das erste Mal getroffen habe, war er sehr ruhig, schüchtern, zurückhaltend. Er war total lieb und nett, aber ich hatte das Gefühl, dass ich diejenige sein musste, die das Eis brach. Wir liefen durch Köln, machten Bilder und ich war von den Ergebnissen begeistert.
Wir hatten beide so viel Spaß beim Shooting und waren so zufrieden mit den Ergebnissen, dass wir beschlossen, regelmäßig Fotos zu machen. Und von Treffen zu Treffen wurde die Atmosphäre lockerer und die Bilder besser. Man sah auf den Bildern, dass ich mich absolut wohlfühlte und dass ich sein konnte, wer ich wirklich war. Ich musste mich nicht konzentrieren, denn die Bilder entstanden einfach während wir eine gute Zeit miteinander verbrachten. Wir lachten so viel, dass der Gute jede Menge happy Momente einfangen konnte und ich die Möglichkeit hatte, auf meinem Profil ganz viel gute Laune zu verbreiten!
Zu diesem Zeitpunkt habe ich M. lediglich als meinen Fotografen wahrgenommen und gar nicht wirklich als Mann. Wir verstanden uns auf professioneller Ebene richtig gut und waren wie gesagt beide in einer Beziehung, so dass mir bis dato gar nicht der Gedanke kam, ob ich ihn anziehend fand oder attraktiv. Es stand einfach nicht zur Debatte.
Bis ich mich schließlich von meinem damaligen Freund trennte.
Während unseres letzten Shootings waren unsere Themen etwas persönlicher geworden, da wir, über die Shootings hinweg, langsam eine Freundschaft aufbauten. M. ist ein sehr sensibler und einfühlsamer Mensch und merkt so schnell, wenn etwas nicht stimmt. So auch bei diesem Shooting.
Dementsprechend fragte er damals nach, was los wäre und ich erzählte ihm von meinen Gedanken und Gefühlen bezüglich meiner Beziehung.
Es tat gut, mit einer außenstehenden Person darüber zu reden. Mit jemandem, der noch nicht so viel über meinen damaligen Partner wusste und der Situation gegenüber unvoreingenommen war.
Dementsprechend erzählte ich ihm auch von meiner Entscheidung, die Beziehung zu beenden- wenn auch erst, nachdem es bereits passiert war. In erster Linie, weil mir zu dem Zeitpunkt einfach nicht nach Shooten zumute war und ich den geplanten Termin verschieben wollte.
Wie das Schicksal oder der Zufall oder wer auch immer es so wollte, erzählte auch er mir eine Neuigkeit, die mich vollkommen aus der Bahn warf: Er hatte sich ebenfalls von seiner Freundin getrennt.
Die Nachricht kam für mich absolut überraschend, da ich das Gefühl hatte, dass er total glücklich in seiner Beziehung war!
Da hatte ich ihn dir ganze Zeit mit meinen Gedanken und Problemen beladen, aber er hatte mir nicht wirklich was gesagt. Ich kam mir Elend vor!
Ich möchte hier nochmal anmerken, dass unsere Freundschaft absolut „professionell“ war.
M. hat mich nie auch nur angefasst, unangepasst berührt oder angemacht. Nichts!
Er war stets freundlich und respektvoll und hat nie irgedwelche Anmerkungen gemacht !
Kurz darauf trafen wir uns nochmal zum Shooten. Es tat mir gut, mich mit jemandem zu treffen, bei dem ich nicht an das ganze Chaos denken musste. Ich habe mich einfach frei gefühlt und konnte unbeschwert lachen. M. erzählte mir, wieso er sich von seiner Freundin getrennt hatte und ich glaube, das war der Beginn davon, dass ich ihn nun auch als Mann auf freundschaftlicher Ebene wahrnahm und nicht nur als Fotografen. Es war, als hätte ich eine Brille abgenommen und konnte nun klar sehen!
Es war nicht so, als wäre M. nicht attraktiv. Im Gegenteil. Es war vielmehr, dass er zum einen nicht dem Typ Mann entsprach, den ich sonst gedatet hatte und wir zum anderen beide in einer Beziehung waren und bis dato eher eine professionelle/freundschaftliche Beziehung zueinander hatten.
Nach dem Treffen erzählte ich meinen Mädels davon. Ich höre nach ganz genau Daina´s „Uuuhhhu“ in meinen Ohren!
„Das kann doch kein Zufall sein, also mal ganz ehrlich!“
„Und, wie findest du ihn?“
„Zeig jetzt mal ein Bild; wird ja interessant hier!“
Die Mädels sprangen viel schneller auf den Zug auf als ich. Ich war absolut überzeugt, dass auch M. mich nur als Shootingpartnerin sah und nichts mehr.
Aber rausfinden werde ich das wohl nie…
Wir redeten ein wenig über ihn. Die Mädels schauten sich sein Instagram Profil an und pflanzten mir den Gedanken in den Kopf, dass er ganz bestimmt an mir interessiert wäre.
Ich streitete komplett überzeugt alles ab, aber trotzdem hatte sich ein Funke in meinem Kopf festgesetzt und bereits am nächsten Tag merkte ich, wie er Feuer fing und ich über M. als Menschen nachdachte.
Wir schrieben ein bisschen hin und her. Mehr als üblich. Ich wusste nicht so Recht, ob ich mich schlecht fühlen sollte oder nicht, da ich vor meinem Exfreund immer beteuert hatte, dass M. wirklich nur mein Fotograf war. Und jetzt dachte ich an kaum etwas anderes mehr.
Ich wollte überhaupt nicht in diese Richtung.
Aber es half alles nichts. Ich war neugierig geworden.
Und diese Neugierde musste ich stillen!
Wir verabredeten uns zu einem Abend im Arttheater in Köln. Kunst gegen Bares.
M. war schon öfter in der Vorstellung gewesen und hatte mir mehrmals davon erzählt, so dass ich es mit Laura selbst unbedingt testen wollte. Bei Kunst gegen Bares treten an einem Abend verschiede Künstler auf. Sie tragen Gedichte vor, singen, machen Stand Up Comedie,… Nach allen Auftritten bekommt jeder Künstler ein Geldschwein zugewiesen, in welches das Publikum einen Betrag geben kann. So hoch, wie es einem der Auftritt Wert war. Der Künstler, der am Ende des Abends am meisten Geld in seinem Schweinchen hat, gewinnt.
Als M. dann fragte, ob wir nicht gemeinsam mal hin wollten, beschlossen wir einfach, dass er sich Laura und mir anschließen könne.
Ich schwöre, dass ich bis dahin absolut keine Gedanken in irgendeine Richtung entwickelt hatte! Ich war lediglich neugierig gewesen und wollte ihn treffen, um herauszufinden, wie ich mich in seiner Gegenwart fühlte! Ich war aber weiterhin der Überzeugung, dass alles so sein würde wie immer.
hahahahahahahah! Ich alter Optimist! Gut kannte ich mich damals! Oder war ich einfach nur Profi darin, mir selbst etwas vorzumachen und manche Dinge nicht wahrhaben zu wollen?
Als ich ihn dann an dem Abend sah, war ich plötzlich ultra aufgeregt. Ich machte mir Gedanken über mein Aussehen, meine Klamotten. Überlegte, wie ich rüberkam.
Ich fühlte mich plötzlich wie ein Teenager vor seinem ersten Date!
Oh man!
Und als er vor mir stand, hatte ich plötzlich Bauchkribbeln. Es war, als ob eine unglaubliche Anziehungskraft zwischen uns wäre. Ich war überzeugt, dass es in der Luft knistern musste, so hoch war die Spannung!
Oh Gott, wo kam das denn her? Ich war so aufgeregt.
Wir gingen schließlich ins Theater und saßen, natürlich, nebeneinander. Im Laufe der Vorstellung berührten sich plötzlich unsere Knie und es fühlte sich an, als würde ein Stromschlag von 1000 Volt durch mich durchziehen.
Hatte er das auch gemerkt oder ging es nur mir so?
Hatten sich unsere Knie wirklich unabsichtlich berührt oder war es von ihm beabsichtigt?
Ich war wie angefixt. Konnte an nichts anderes mehr denken.
Was war nur los mit mir? Noch vor einer oder zwei Wochen war er ein Bekannter, ein Freund, wie jeder andere auch. Und jetzt? Wann war das passiert?
Nach der Vorstellung verabschiedeten wir uns und ich ging gemeinsam mit Laura in Richtung zu Hause.
„Okay- hast du das auch gemerkt oder spielt sich das grade nur in meinem Kopf ab?!“
„Nein, nein. Ich merk das auch. Da ist was zwischen euch!“
„OMG Laura, ich kann grade an nichts anderes mehr denken! Aber es geht nicht! Ich habe endlich einen Fotografen gefunden, mit dem ich mich zwischenmenschlich gut verstehe und dessen Arbeit einfach wunderbar ist. Das kann ich nicht aufs Spiel setzen. Es geht einfach nicht! Egal was es ist, ich unterdrücke es. Es war gar nicht erst da! Nein nein!“
Und trotzdem.. Ich konnte nicht schlafen, war aufgeregt, nervös, hibbelig. Ich dachte an nichts anderes mehr. Hatte er das auch gefühlt? Und was war das bitte? Es kann doch nicht sein, dass ein Mensch einen plötzlich, ja wirklich aus dem Nichts heraus so flasht, nachdem man bereits so viele Tage und Stunden mit ihm verbracht hatte?
Es half alles nichts. Ich musste es rausfinden. Ich wusste genau, was ich damit aufs Spiel setzen konnte, aber meine Gedanken ließen mich einfach nicht los.
Ich schrieb ihm also (oder waren wir überhaupt schon oder noch im Kontakt?).
Ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall verabredeten wir uns bei mir zu Hause zu einer Übungsstunde mit Lightroom. In dem Programm gab es einfach so viele Fragezeichen noch in meinem Kopf, dass er mir angeboten hatte, mir zu helfen.
Ich wohnte damals noch nicht lange in meiner Wohnung. Soweit ich mich erinnern kann, gab es bis dahin nichts an Möbeln. Kein Möbelstück. Bis auf mein Bett!
Nicht mal eine Küche. Hier befand sich lediglich ein Kühlschrank.
Wir hockten also auf meinem Bett. Er erklärte mir ein paar erweitere Features von Lightroom, aber da die App derzeit nur auf meinem Handy installiert war, kamen wir nicht weit.
Und deswegen beschlossen wir irgendwann zum Film rüberzugehen und was zu Essen zu bestellen.
Wir lagen nebeneinander auf dem Bett und obwohl es April war, war es doch relativ frisch.
Ich hatte zwei Decken auf dem Bett liegen und jeder kuschelte sich in eine.
Und schon wieder! Ich spürte die Spannung. Mein Herz klopfte bis zum Hals!
Irgendwann schob ich meine linke Hand ein bisschen näher an seine.
Und auch seine Hand kam irgendwann irgendwie immer näher, bis wir uns schließlich berührten. Meine Aufregung stieg ins Unermessliche! Unsere Hände verschränkten sich und wir kamen uns immer näher.
Der Film wurde irgendwann unwichtig. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr konzentrieren, bekam gar nicht mehr mit, worum es eigentlich ging, was passierte. Ich weiß jetzt nicht mal mehr, welcher Film es eigentlich war.
Und endlich küsste er mich. In mir startete ein Feuerwerk der Meisterklasse mit allem drum und dran.
Es war ein vorsichtiger, sanfter Kuss. Noch relativ zaghaft, aber ganz liebevoll und nicht unbeholfen.
Wir lagen einfach nur da und küssten uns. Und ich genoss jede Sekunde.
Irgendwann hörten wir auf und ich konnte nicht anders, als bis über beide Ohren zu grinsen.
Scheinbar hatte nicht nur ich die Spannung gespürt.
Wir sprachen über das, was grade passiert war. Und so schön es auch war, so seltsam fühlte es sich zugleich an.
Wir waren beide frisch getrennt und nicht auf der Suche nach irgendwas. Wir wollten beide unsere letzte Beziehung erstmal verarbeiten und uns nicht direkt in was Neues hineinstürzen.
M. fuhr an dem Abend nach Hause. Und auch, wenn ich gerne mehr Zeit mit ihm verbringen wollte, weil sich seine Anwesenheit so gut angefühlt hatte, so war es doch das Vernünftigste.
Als er zu Hause war, schrieb er mir eine Nachricht und versprach, sich am nächsten Tag wieder bei mir zu melden.
„Bin zu Hause angekommen. jetzt schlaf erstmal und träum süß! wir reden morgen. Fand den Abend auf jeden Fall mega schön und spannend wie eeeewig nicht. Danke dafür. Ich kann leider gerade gar nicht sagen, wie es in meinem kopf aussieht. Ich kann dir nur anbieten dass ich so ehrlich wie möglich bin und versuche ganz offen mit dir zu reden. Jetzt schlaf ich erstmal, melde mich morgen“
Wir schrieben uns lange Textnachrichten am nächsten Tag und versuchten, die Situation so klar wie möglich darzustellen. Beide hatten wir unsere Gedanken und Bedenken. Aber weil es sich schön und gut angefühlt hatte, beschlossen wir einfach, der Sache ihren Lauf zu lassen und zu schauen, wo es uns hinführen würde.
Obwohl wir es langsam angehen lassen wollten, ohne Druck, Verpflichtungen,… schrieben wir unglaublich viel und sahen uns ungefähr jeden zweiten Tag. Und wenn er nicht da war, fehlte er mir schon wieder. Beziehungsweise fehlte mir vor allem das Gefühl, das ich hatte. Seine Anwesenheit löste in mir etwas Positives aus. Glücksgefühle. Es war so schön, wie einfach und leicht es mit einer Person sein konnte. Ich dachte nicht über all die Dinge nach, die in der Vergangenheit passiert waren. Und genau das gefiel mir. Wenn ich alleine war, musste ich mich mit vielen Dingen auseinandersetzen; vor allem mit mir selbst.
Ich machte mir keine Gedanken darüber, ob ich mit M. eine feste Beziehung wollte, sondern schaffte es absolut im Hier und Jetzt zu leben und die Zeit mit ihm einfach zu genießen.
Ich erinnere mich noch gut an eines unserer Treffen. Ich hatte mir bei meiner Nachbarin Stella einen Picnic Korb ausgeliehen und ein Picnic vorbereitet. Wir gingen runter an den Rhein und setzten uns hin. Genossen die Sonne, das Essen. Wir schossen ein paar Bilder. An dem Nachmittag fühlte es sich tatsächlich ein bisschen an, als wären wir ein Paar. Er küsste mich in der Öffentlichkeit und nahm auch meine Hand. Und an dem Nachmittag, als die Sonne unterging, baten wir eine Fremde, ein Bild von uns zu schießen. Mein Strahlen auf dem Foto sprach wirklich tausend Bände.
Aber natürlich konnte das nicht so bleiben. Wie es schien, machte M. sich doch viele Gedanken und nach kurzer Zeit bereits, kamen Fragen wie:“Und du bist dir sicher, dass du keine Gefühle hast und jetzt eine Beziehung willst?“
Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich ihn natürlich mochte, aber mir eine Beziehung überhaupt nicht in den Sinn kommen würde.
Und nachdem er die Frage immer häufiger stellte, kürzte sich mein Geduldsfaden immer mehr, bis er schließlich riss, mein Verständnis vollends aufgebraucht war und ich ihm eine Ansage machte!
„Ganz ehrlich? Wenn du mir nicht glaubst und nicht vertraust, dann brauchen wir hier gar nicht weiter machen. Dann lassen wir es einfach. Ich habe keine Lust mich andauernd zu rechtfertigen dafür, dass es mir gut geht und ich die Zeit mit dir einfach genieße, ohne mir Gedanken über die Zukunft zu machen!“
Wir beschlossen also, das Ganze auf Eis zu legen, damit wir so auch die Möglichkeit hatten, mit anderen Personen auszugehen.
Wir wollten uns beide noch etwas austoben, neue Leute kennenlernen, Erfahrungen sammeln. Allerdings taten wir das nicht, wenn wir einander sahen und trafen.
Es dauerte nicht lange, da schrieben wir wieder. Unterhielten uns darüber, dass wir es bereuten, uns von Anfang an so oft und regelmäßig gesehen zu haben.
Ich vermisste ihn.
Und ganz ehrlich? Ich versuchte, Treffen zu provozieren. Ich versuchte, ihn aus der Reserve zu locken und er ließ sich drauf ein. Es war absolut schwer, ihm zu widerstehen und ihn nicht zu küssen. Ich spielte mit Feuer und verbrannte mich auf jeden Fall ein paar Mal.
Und war beleidigt, wenn es nicht klappte und er sich nicht darauf einließ.
Doch irgendwann zog ich den Schlussstrich. Für ihn als auch für mich. So machte es einfach keinen Sinn!
Wenn er mir im Nachhinein schrieb, antwortete ich nicht oder nur einsilbig. Ich machte ihm unsere Vereinbarung nochmals deutlich. Es fiel mir nicht leicht, aber ich tat es für uns beide. Und dann hörte ich nichts mehr von ihm.
Auch wenn ich es provoziert und wir uns auf Funkstille geeinigt hatten, so hegte ich innerlich doch meine Hoffnung, dass er schreiben würde „Scheiß drauf“!
Manchmal habe ich mir gewünscht, dass er einfach vor meiner Türe stehen würde mit den Worten:“Ich hab es nicht mehr ausgehalten.“
Aber wir sind hier weder in Hollywood noch in Bollywood und solche Aktionen passieren im echten Leben einfach nicht. Auch wenn sich in meinen Gedanken ein solcher Film absolut real abspielen konnte, so war er nicht übertragbar in die Realität und lediglich ein Produkt meiner blühenden Fantasie.
Nein, gehört hatte ich nicht mehr von ihm. Aber ich sah ihn. In Köln, auf einem Straßenfest. Schätzungsweise zwei oder drei Wochen nach seiner letzten Nachricht. Unerwartet. Ungeplant.
Und da war er. In der Menge von Menschen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn überhaupt sehen würde, war so gering. Und doch stand er nur wenige Meter von mir entfernt. Und neben ihm ein Mädel.
Er hielt ihre Hand.
Die ganze Zeit.
Ich wusste in dem Moment gar nicht Recht, was ich denken sollte. Ich war nicht wütend oder traurig. Aber auch nicht glücklich. Ich fragte mich nur: Warum sie?
Warum war er bereit, für sie alles aufzugeben, aber für mich nicht?
Was war falsch mit mir?
Aber es war egal. Denn rückblickend glaube ich, dass es eh nicht gepasst hätte.
Nach all dem Stress und dem Liebes- und Zärtlichkeitsentzug, den ich in meiner letzten Beziehung erlebt hatte, genoss ich vor allem diese Dinge von M. Er gab mir das Gefühl, es Wert zu sein, geliebt und begehrt zu werden. Er baute mich auf, gab mir Mut, Hoffnung, Kraft.
Und vor allem das schätzte ich an ihm. Das brauchte ich.
Ich denke aber, dass M. mir auf Dauer zu ruhig gewesen wäre. Wenn ich sehe, was für ein Wirbelwind ich jetzt sein und welches Temperament ich aufbringen kann, dann glaube ich nicht, dass er mich hätte zähmen können.
Ich war damals nicht der Mensch, der ich heute bin. Ich war ruhig, still, verängstigt, unsicher. Und in dem Moment hatte unsere Chemie super gestimmt.
Wenn ich zurückblicke, empfinde ich trotzdem absolute Zuneigung und Wertschätzung für diesen Mann! Ohne es zu wissen, hat er mir damals dabei geholfen, zu heilen.
Die Zeit mit ihm war eine wundervolle erste Erfahrung, für die ich absolut dankbar bin.