Nachdem ich in den letzten Tagen mit vielen gesprochen und geschrieben habe, ist mir eine Sache aufgefallen:
Wir alle tun uns aktuell schwer mit der Situation und haben unsere Ups und Downs!
Ich bin mir sicher, dass der Winter mit seinen kalten und grauen Tagen die Situation nicht unbedingt verbessert. Ja, die gibt es auch hier in Barcelona.
Ich persönlich hatte in letzter Zeit mehr Tief als Hoch.
Vor ein paar Tagen musste ich nochmal an unsere Zwangsquarantäne denken, die wir im März hatten. Zu diesem Zeitpunkt war ich überzeugt, dass das Thema nach zwei, vielleicht vier Wochen getan wäre. Ich war größtenteils positiv gestimmt.
Aber nein. Es hält an und es scheint mir auch noch kein Ende in Sicht.
Nein, auch ich will nicht mehr!
Ich habe keine Lust mehr auf diese Situation und ich glaube, damit bin ich nicht die Einzige. @wastarasagt hat es richtig gut beschrieben und auf den Punkt gebracht (ich blende euch ihr Posting ein). Nein, wir haben es nicht schlecht, aber wir dürfen uns trotzdem auch mal schlecht fühlen, obwohl wir noch im Vergleich zu anderen viele Privilegien haben.
Es ist in Ordnung, nicht die ganze Zeit gut drauf zu sein. Es ist in Ordnung, nicht so produktiv zu sein wie sonst und manchmal auch einfach nichts zu tun.
Was mir geholfen hat/aktuell hilft?
Als erstes: die Situation zu akzeptieren! So simpel das ganze klingt, so schwierig kann es doch in der Umsetzung sein. Darum in den folgenden Zeilen und Punkten ein paar Gedanken und Anregungen dazu, die dir/euch eventuell helfen, nachzuvollziehen und ebenfalls in die Akzeptanz zu kommen.
Ich kann die aktuelle Lage nicht ändern. Es ist so und es bleibt vorerst so.
Ich kann aber ändern, wie ich darauf reagiere, was ich daraus mache, was ich daraus lerne!
2. Fokus
Ich bestimme meinen Fokus. Als ich gestern mal ein wenig reflektiert habe, ist mir aufgefallen, dass ich vor allem auf das geachtet habe, was ich grade nicht habe und was mir nicht gefällt, mich einschränkt: ich muss andauernd eine Maske tragen, Cafés und Bars sind teilweise geschlossen, ich kann nicht tanzen gehen, es wird mir erschwert meine Familie zu sehen, ich weiß nicht was ich Weihnachten und Silvester mache,…
Aber warum sehe ich nicht die Dinge, die gut sind?
Wie viele Leute wären grade in meiner Position? Ich bin gesund, ich habe einen Job, ein Dach über den Kopf und wenn ich Montag einkaufen gehe, ist der Kühlschrank auch wieder voll. Nein, ich kann mich nicht frei bewegen und tanzen gehen, aber ja, ich kann Freunde treffen und in meinen vier Wänden mit dem Hintern schwingen. Es ist nicht das gleiche, aber es gibt Wege und Möglichkeiten. Man muss umdenken. Die Straße geht aktuell nicht gerade aus sondern hat Kurven, Berge. Dann fahren wir eben nicht auf der Autobahn sondern nehmen die Umwege über Landstraßen. Aber lasst uns doch bitte die Aussicht genießen und nicht den Blick auf das Navi und die Ankunftszeit halten. Das Leben geht weiter und es können trotzdem schöne Dinge passieren.
Für welche 3 Dinge bist Du dankbar?
Schreibt sie euch auf, jeden Tag!
Nehmt euer Handy, ein Papier, das 6-Minuten-Tagebuch.
Was auch immer.
Und wenn euer Blick dann doch mal wieder abschweift, solltet ihr wissen: das ist okay! Lenkt ihn wieder auf die schönen Dinge! Rappelt euch auf. Manchmal ist es auch okay, jeden Tag für die gleichen Dinge dankbar zu sein. Die gleiche Straße immer und immer wieder zu fahren. Ich glaube, dass die Dankbarkeit diesen Dingen gegenüber mit der Zeit einfach noch tiefer wird. Da wir sie oftmals als viel zu selbstverständlich ansehen.
Ja, es ist ein Prozess. Ein Prozess für den man sich TAGTÄGLICH, manchmal sogar stündlich erneut entscheiden muss.
Nein, es ist nicht einfach. Es ist Arbeit. Es kostet Energie, Mühe Aufwand. Vor allem am Anfang. Aber ganz ehrlich? Traurig und negativ zu sein kostet auch Mühe und bringt mich nirgendwohin. Und geht man diesen Weg, wählt ihn Tag für Tag, so wird er mit der Zeit einfacher. Alles um uns herum wird sich ändern. Wir sehen mehr schöne und positive Dinge, weil wir gelernt haben, auf diese zu achten.
Ja, auch ich wünsche mir, dass die Dinge anders wären.
Nein, auch mit diesen Ratschlägen geht es mir nicht durchgehend gut.
Ja, auch ich bin traurig, weine manchmal und stoße immer wieder an meine Grenzen.
Nein, das ist nicht schlimm, insofern ich mich immer wieder aufrappeln kann und weiß, an wen ich mich wende.
In der Therapie habe ich gelernt: Bau dir deine eigene Tankstelle. Sei deine eigene Zapfsäule.
Du brauchst den Sprit von anderen nicht. Du bestimmst, was du tankst, wann und wo. Du bestimmst deinen Rhythmus, die Geschwindigkeit, die Richtung.
Ich war in letzter Zeit so verbissen darauf, was ich noch alles tun und machen und schaffen muss, obwohl alles in mir nach Sport, tanzen, spazieren, faulenzen, Ruhe geschrien hat. Das hat mich so runtergezogen weil ich nichts davon geschafft habe- weder meine To Dos noch meine Ruhe.
S T O P !
Hört auf euch, eure Bedürfnisse, euren Körper!
3. Me, myself and I – gesunder Egoismus.
Mein dritter Punkt: sei egoistisch!
Entferne dich von Menschen, die dir nicht gut tun. Von Dingen, die dir nicht gut tun. Orten,… Und wenn es nur zeitweise ist.
Das was ich jetzt sagen werde, klingt mies. Aber manchmal ist es einfach so. In den letzten Tagen und Wochen war ich IMMER für alle und jeden da. Ich habe zugehört, Ratschläge gegeben,…
Und wer war für mich da? Wer hat mir mal 5 Minuten zugehört, ohne von seinen eigenen Problemen zu erzählen? Wen konnte ich anrufen und einfach nur meinen Schmerz loslassen?
Wie habe ich mich nach diesen Telefonaten gefühlt?
Am Ende des Tages bist du alleine und auf dich gestellt. Ich bin für mein Glück verantwortlich. Das hört sich traurig und hart an. Aber am Ende ist es doch die Wahrheit, auch wenn wir sie nicht wahrhaben wollen.
Aktuell habe ich keine Energie mehr, die Menschen um mich herum so aufzubauen, wie ich es bisher getan habe. Mir ihren Schmerz und ihre Traurigkeit anzuhören, führt dazu, dass es mir noch schlechter geht.
Ich wünschte, es wäre nicht so. Es tut mir weh, zu wissen, dass es manchen Herzensmenschen aktuell nicht gut geht und alles in mir schreit danach, sie anzurufen, aufzumuntern und die richtigen Worte zu finden, damit es zumindest ihnen besser geht.
Aber…
Wie soll ich für andere da sein, wenn meine Energie grade selbst am Boden ist?
Wie soll ich die richtigen Worte finden, Trost spenden, wenn ich all dies selbst dringend benötige?
Das geht nicht. Also anstatt mich um andere zu kümmern, kümmere ich mich um mich.
So, wie sie das auch tun. So wie es jeder tun sollte. So wie es richtig ist.
4. Routinen, Meditation, Me Time
Eigentlich habe ich eine feste Morgen- und Abendroutine. In den letzten Tagen und Wochen habe ich diese immer und immer mehr vernachlässigt. Mein Rhythmus ist weg. Meine Ziele wurden unklar.
Ich habe mich vernachlässigt und das, was mein Körper braucht! Meine Aura, mein Energiefeld schwankt.
Vor 2-3 Tagen habe ich wieder mit Meditationen angefangen, mit lesen, mit tanzen, Bewegung, schreiben, kochen.
Alles Dinge, die mir helfen, die Balance zu finden und zu mir und meinen positiven Gedanken zu finden. Ich dachte immer: da habe ich keine Zeit für. Aber ich muss mir die Zeit nehmen und sie in meinen Alttag einbauen. Stück für Stück finde ich meine Gewohnheiten wieder. Das gibt mir Kraft.
Außerdem schalte ich mein Handy regelmäßig in den Flugmodus und bin so einfach mal nicht erreichbar.
Transparenz, Kommunikation, Authentizität
Ich bin kein Fan davon, mich zu beschweren und somit den negativen Dingen Raum zu geben. Aber manchmal muss einfach alles raus. Ich möchte mich auch nicht vor die Kamera setzen und erzählen, wie schlecht es mir in manchen Augenblicken geht. Aber euch nur die positiven Momente zu zeigen, erscheint mir auch nicht richtig.
Also wähle ich diesen Weg: ich kommuniziere, lasse euch teilhaben, zeige euch, dass auch ich nur ein Mensch bin. Aber ich wähle meine positiven Gedanken. Ich entscheide mich dafür, wieder ein bisschen glücklicher und leichter zu werden. Es ist ein Kampf (den ich aktuell meistens abends verliere), den ich täglich beschreite. Aber ich möchte am Ende doch als Sieger aus ihm hervorkommen.
Also, wer kämpft mit? Wer verrät mir seine Strategien?
Oder, um bei den Straßen Metaphern zu bleibe…
Welchen Weg wählt ihr und wie befahrt ihr ihn?