Was ist eigentlich aus … geworden?
1- dem Italiener
Ja, auch die Story hatte so schön und spannend begonnen. Aber während der Treffen habe ich bemerkt, dass sich bei mir gefühlstechnisch einfach nichts tut. Ich dachte zuerst, ich müsste mir Zeit geben. Aber als er die Woche in Italien zu Besuch bei seiner Familie war und sich nicht jeden Tag gemeldet hat, habe ich zwei Dinge festgestellt:
Und das waren für mich zwei Gedanken, die sehr klar waren. Ich wusste, was mir wichtig war. Nämlich jemand, der sich jeden Tag meldet und wenn es nur 1-2 kurze Nachrichten sind. Die Tatsache, dass ich ihn aber nicht vermisste und nicht die ganze Zeit an ihn dachte, war mir ein zweites Indiz.
Und ich wollte auch niemanden treffen, um es zu versuchen oder zu erzwingen oder nur, um jemanden zu haben.
Wir trafen uns nach seinem Urlaub noch ein oder zwei Mal, aber gefühlstechnisch änderte sich nichts bei mir. Keine Gefühlsexplosionen, wenn ich ihn sah, wenn er mich küsste und auch keine Vermissung, wenn er nicht da war oder sich nicht meldete.
Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann wusste ich, dass es auf nichts hinaus laufen würde. Er schien außerdem nicht bereit, sich auf jemanden einzulassen. Und ich wusste, was ich wollte.
Für mich war das so vollkommen und absolut in Ordnung. Vielleicht war ich noch nicht so weit oder vielleicht passte es auch einfach nicht zwischen uns. Auch, wenn ich gerne Zeit mit ihm verbrachte, mit ihm redete und von ihm hörte.
Und dann lernte ich ja sowieso J. kennen.
2- P. : letzter Stand hier.
Wie ihr euch denken könnt und wie ich euch auf Instagram teilweise auch erzählt habe, war dort natürlich nicht das Ende.
Ich bin manchmal so inkonsequent, weil ich einfach weiß, was sein könnte. Ich hänge in meiner Traumwelt. Weil meine Vorstellung mit mir durchgeht und ich das Potential sehe. Den Menschen, we er sein könnte. Wäre er bereit. Allerdings gehören immer zwei Personen dazu und ganz viele andere Bedingungen.
Ich wusste, dass ich besseres verdient habe und auch wollte. Aber die Gefühle, die ich für diesen Menschen entwickelt hatte, sind einfach so stark, dass sie mir wie eine Sucht vorkommen. Ich sehnte mich nach der Zuneigung, der Aufmerksamkeit, der Nähe dieser Person. Nach unseren gemeinsamen Momenten. So sehr, dass mir alles egal war. Ich habe es versucht. Wirklich. Einen Monat lang hatte ich alles blockiert, aber mir ging es nicht besser. Ich vermisste ihn mit jedem Tag mehr und nicht weniger. Jeder Gedanke, jedes Lied, alles drehte sich nur um ihn. Und irgendwann dachte ich mir, dass, wenn es mir eh schon nicht gut ging, es mir auch schlecht gehen konnte, mit ihm in meinem Leben. Und vielleicht würde die Distanz ihm ja klar machen, was er an mir hatte. Vielleicht, wenn es ihm besser ginge, ja vielleicht könnte er sich dann endlich öffnen und auf mich einlassen. Vielleicht gab es irgendeine Möglichkeit. Vielleicht verliebte er sich doch. Und wenn nicht, könnte ich trotzdem weiterhin mit ihm reden und telefonieren.
Wir hatten also wieder Kontakt und ich redete mir ein, dass es okay war, auch dann nicht jeden Tag von ihm zu hören. Jede Nachricht und jeden Anruf lobte ich in den Himmel. Denn „er war ja einfach so“ und „ich bin die einzige, bei der er sich überhaupt noch meldet.“
Ich war so überzeugt davon, ihm wichtig zu sein und dass wir es irgendwie hinbekommen würden.
Die Zeit verging und sein eigentlich gebuchter Rückflug wurde gecancelt. Die Achterbahnfahrt der Gefühle ging weiter. Ich sehnte mich nach nichts weiterem, als ihn endlich wieder zu sehen.
Im Endeffekt war es ein Segen, denn er hatte eine Notfall-OP, in welcher ihm der Blinddarm entnommen wurde. Es fiel mir unglaublich schwer, nicht zu ihm zu können. Aber es schien ihm gut zu gehen soweit und er erholte sich schnell.
Ein neuer Flug wurde gebucht – welcher auch wieder gecancelt wurde.
Er rief mich an: „Sie können mir nicht sagen, wann ein neuer Flug gebucht werden kann.“
Ich verzweifelte. Meine Augen füllten sich mit Tränen.
„Okay, nein, war nur ein Spaß. Mir haben sie einen neuen Flug gegeben, aber ich komme dann bereits in einer Woche, also früher als geplant. Ist das okay?“
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte oder wütend auf ihn. Aber im Endeffekt war es egal. Die Zeit würde schnell vergehen und außerdem stand mein Umzug an.
An Tag X beschloss ich, ihn spontan (und überraschend) vom Flughafen abzuholen. Ich war viel zu früh losgefahren, aber ich war so aufgeregt gewesen, dass ich es eh keine weitere Minute zu Hause ausgehalten hätte. Ich stand vor dem Eingang, der meiner Meinung nach der einzige sein musste. Durch die Pandemie hatten sie den Flughafen sagen wir mal „eingeschränkt“, so dass alle Ausgänge, bis auf den einen, geschlossen waren. Die Zeit verging, aber niemand, der P. ähnlich sah, kam heraus.
Zum Glück hatte ich immer die Busse im Blick. In meinem Augenwinkel sah ich eine blaue Sportjacke, die mich sehr an ihn erinnerte. Ich sprintete hin und tatsächlich! Er war über einen anderen Ausgang rausgekommen und nur durch Zufall hatte ich ihn gesehen und an seiner Jacke erkannt. Er wusste ja nicht, dass ich mir den Tag freigenommen hatte und kommen würde.
Aber seine Freude, seine Verblüffet, die Überraschung waren es Wert gewesen. Er ließ mich während der ganzen Busfahrt nicht einmal los, strahlte mich ununterbrochen an, nahm mich immer wieder in den Arm. Nein, auch ich konnte nicht glauben, dass die Zeit endlich vorbei war! Ich hielt meine Tränen zurück und umarmte ihn ebenfalls die ganze Busfahrt über.
Wir fuhren zu mir nach Hause und hier wohnte er vorerst. Wir starteten wieder mit den Englisch Stunden, den Konzerten im Wohnzimmer, aber vor allem mit der Jobsuche.
Und nach kurzer Zeit wurde er bereits fündig. In dem Dorf, in dem er auch den Sommer verbracht hatte. Die ersten Wochen fuhr er wieder mit dem Zug hin und her. Aber 3-4 Stunden Zugfahrt tagtäglich schlauchten ihn und hinzu kam, dass er im Sommer wieder abends arbeiten sollte. Ich wusste, worauf es hinauslaufen würde, auch wenn er mir andere Versprechungen machte.
Anfangs lief es gut. Er hielt, was er versprach. Aber unsere gemeinsame Zeit verlief einfach nicht, wie ich es mir vorgestellt hatte und wie ich es kannte. Also suchte ich das Gespräch und erklärte ihm meine Gedanken und was mir fehlte.
Es wurde Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen und auszusprechen, was wir beide wahrscheinlich dachten.
Meine Gefühle waren stärker geworden, wohingegen seine einfach keiner romantischen Natur entsprachen. Ich diskutierte, wir stritten, ich schrie. Ich wollte nicht wahrhaben, was er sagte. Ich wollte es nicht hören und nicht akzeptieren. Ich verstand nicht, was in der Zwischenzeit passiert war. Ich verstand nicht, warum ich es nicht gesehen hatte und dachte immer nur daran, wie alles begonnen hatte, wie ähnlich wir uns waren und wie perfekt es meiner Meinung nach passte. Ich sah vor mir meinen Seelenverwandten stehen. Den Menschen, der wusste was ich fühlte und dachte, wollte und brauchte, ohne dass ich auch nur ein Wort sagen musste. Aber er hatte mir alles gegeben, was er konnte. Nur reichte es nicht. Nicht für eine Beziehung.
Wir hatten dieses Gespräch nicht führen wollen. Wir wussten, dass es bedeutete, dass wir einander verlieren würden. Und das wollte keiner von uns.
Er packte am nächsten Morgen einen Teil seiner Sachen und fuhr ins Dorf. Ich wusste, dass er irgendwann nochmals kommen würde, um den Rest zu holen. Aber ich wusste nicht wann und ich wusste nicht, wie es weiterging. Ich weigerte mich, den Kontakt abzubrechen.
Zu Beginn versuchten wir, hin und wieder miteinander zu reden. Aber ich bekam es nicht hin. Als er irgendwann unangekündigt vor meiner Türe auftauchte und eine Stunde oder zwei vorbei kam, nur um mich zu sehen und mit mir zu reden, war ich heillos überfordert. Und als er ging, fühlte ich mich wie eine Abhängige auf Entzug. Ich fühlte mich leer und vermisste ihn. Wissend, dass es nie wieder so werden würde, wie es mal war. Und nie, wie meine Fantasie es mir vorgespielt hatte.
Nach jedem Treffen brach mein Herz erneut und ich bat ihn, keinen Kontakt mehr zu mir zu halten, weil ich nicht die Kraft dazu hatte. Es war als wenn, jedes Mal wenn er meine Wohnung verließ, er einen Teil von mir mitnehmen würde. Meine Idee von Zukunft und all ihrer Möglichkeiten, unserer Pläne, Träume, Ziele, Visionen. Sie gingen einfach aus dieser Türe und er nahm sie alle mit.
Er hielt sich dran. Wir sprachen nicht mehr miteinander. Irgendwie war ein Stück von mir weggebrochen und ich sammelte die Teile vom Boden.
Bisher habe ich mich nach “sowas” immer sofort auf die Suche nach etwas Neuem gemacht. Als Ablenkung. Um die Leere zu füllen, die er hinterlassen hatte. Aber dieses Mal bewusst nicht. Wie das gelaufen ist, habt ihr ja mitbekommen. Eher so semi. Aber gesucht habe ich wirklich nicht!!
Das Problem ist vor allem: Ich messe alles, was ich erlebe, jeden Menschen, den ich kennenlerne an ihm. An dem, was wir hatten und was ich gefühlt habe. Für ihn und mit ihm. Die Intensität, die Beziehung zueinander.
Allerdings ist mir klar geworden, dass auch hier viel ungesund war. Dieses ständige Auf und Ab, die Intensität,… Erst jetzt verstehe ich wirklich, was er in den ersten Tagen als wir uns kennenlernten zu mir meinte: Cynthia, es geht zu schnell. Wir sollten es langsamer angehen. Wir müssen uns Zeit für uns selbst nehmen. Und uns erst richtig kennenlernen.
Aber damals wollte ich alles auf einmal. Weil es sich gut angefühlt hat und richtig.
Ich wusste, dass es ihm nicht gut ging,. Und mir ging es auch nicht gut. Wir haben uns irgendwie gegenseitig gerettet. Aber irgendwann war die Balance nicht mehr da. Und ich habe mehr getan, mehr geliebt. Ich habe seine Bedürfnisse vor meine eigenen gestellt. Auch, wenn er mich nicht darum bat.
Und ich muss lernen, all das abzulegen. Naja zumindest ein gesundes Ausmaß zu finden. Meinen Wert, mein Glück nicht von anderen abhängig zu machen. Ich kenne die Worte, den Pepptalk. Aber es wird Zeit, dass ich selbst dran glaube.
Nein, es war danach und ist auch jetzt nicht immer eine schöne und angenehme Phase. Ich stelle so vieles in Frage und allen voran mich selbst. Aber innerhalb dieser Phase kreiere ich mir schöne Momente. Glückliche Momente. Und ich teile sie mit anderen.
Momente “mit mir alleine”, die zu schönen Erfahrungen führen. Man braucht keinen Partner, um glücklich zu sein. Höchstens glücklicher. Auch ohne bin ich komplett. Und diese Erfahrungen muss ich machen. Alleine.
Wisst ihr, ich kann meine Gedanken und Gefühle oft nicht versprachlichen. Aber die Geschriebenen Worte… da drücke ich mich am besten aus.
Ich habe mir überlegt, was ich von einer Beziehung will und was ich mir von meinem Partner wünsche. Habe all meine Gedanken aufgeschrieben. Und nun habe ich ein klares Bild. Eines das mir hilft und mir vor Augen hält, was wirklich wichtig ist.
Es ist nicht immer alles ok. Aber das ist ok.